Lifestyle
02. März 2020

Eine Familie managt ein Hotel – vom Großvater bis zur Enkelin helfen im Pure Luxury & Spa Lifestyle DolceVita Resort alle mit und tragen Verantwortung. Kann das gut gehen?

Der Nischler Clan

Wenn Lorella Longhitano mit den Nischlers plötzlich italienisch spricht, liegt das nur in den seltensten Fällen daran, dass die Umstehenden sie nicht verstehen sollen. Es liegt oft an ihrem Erregtheitszustand. Und der kann bei einer echten Italienerin schon mal die Höchststufe 10 erreichen. „Auch wenn es für die Gäste oft so harmonisch aussieht: es ist nicht immer alles Sonnenschein bei uns“, sagt die Mutter von Chiara und Emma Nischler. Tatsächlich sind schon viele Familien  daran gescheitert, ein Unternehmen gemeinsam zu führen.

Da ist der Generationenkonflikt, weil jung und alt oft die gleichen Fakten unterschiedlich beurteilen; da kann man zwangsläufig Unternehmensziele von Senior und Junior kaum in Einklang bringen; da sind Hierarchien anders gesteckt als vielleicht im privaten Miteinander; da ist das Konfliktpotential wegen der ständigen Nähe und pausenloser Entscheidungen größer; da geraten Mitarbeiter wegen der quantitativ großen Führungsriege verstärkt in Loyalitätsabhängigkeiten. Und was im Fall der Familie Nischler noch erschwerend hinzukommt: Es gibt fast keinen Übergang vom Geschäftlichen ins Private. Ein Hotel hat rund um die Uhr „Kunden“, was für eine Hoteliersfamilie 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche eine gewisse Präsenz erfordert. „Wir sind sogar hier im Lindenhof aufgewachsen“, erzählt Chiara Nischler, 25, die inzwischen als Juniorchefin den Bereich Büro und Rezeption leitet und sagt: „Es hat eine gewisse Zeit gedauert, bis mein Vater Entscheidungen von mir akzeptiert hat.“

 

Der Vater: Nischler, Joachim. 50 Jahre alt. Er hat schon mit 25 die Pension seines Vaters Werner übernommen – und sie ausgebaut. Heute steht im Kirchweg in Naturns ein Resort mit 80 Zimmern, ein Wellnessturm mit sieben Saunen und diversen Pools, ein Familybereich mit Sporthalle. Werner Nischler hat alle Entwicklungen mit der notwendigen Skepsis begleitet, inzwischen ist er stolz auf den Mut und Tatendrang seines Sohnes. Zusammen mit seiner Frau Doris hilft der 79-Jährige immer noch im Lindenhof aus und gibt nicht nur den alten Stammgästen wertvolle Wander- und Wettertipps. „So ein Aufstieg von der Pension zum Lindenhof Pure Luxury & Spa Resort gelingt nur, wenn wirklich alle in der Familie mitziehen“, sagt der Hotelchef Joachim Nischler, dem es wichtig ist, dass alle Entscheidungen einstimmig getroffen werden. „Möglichst so, wie er es vorschlägt“, sagt seine Tochter Emma. Und lacht. Die 23-Jährige studiert inzwischen in Mailand Kunst, ist nebenher im Lindenhof für Social Media verantwortlich und arbeitet jedes Wochenende im Service mit.

 

Diese „Einstimmigkeit“ in den wichtigsten Entscheidungen liegt sicherlich auch daran, dass bei Tischgesprächen in der Familie Nischler das Thema Hotel noch vor dem Thema Hotel und dem Thema Hotel kommt. „Schon als wir Kinder waren, haben wir beim Essen erfahren, warum unser Vater das mit dem Mitarbeiter so und nicht anders macht, was er zu den Gästen warum gesagt hat und wie künftig der Speisesaal aussehen soll“, sagt Chiara. In der Politik nennen sie das „Gehirnwäsche“ – in diesem Fall mit dem Vorteil für den Lindenhof: Alle Nischlers haben eine ähnliche berufliche Denkweise. Was sich bis zum Abend im Speisesaal durchschlägt: Lorella, Chiara, Emma und auch Doris sind sich nicht zu schade, die schmutzigen Teller zum Spüler zu bringen. „Mein Vater macht das, seit ich denken kann“, sagt Emma. So scheint im Hause Nischler das Unternehmen mit der Familie zu funktionieren, vielleicht sogar besser als die Familie mit dem Unternehmen funktioniert.

 

Lorella und Joachim haben sich privat getrennt, im Management des Hotels arbeiten die Getrennten gemeinsam, vielleicht besser als je zuvor. „Es ist im Hotelbusiness nicht einfach, Job und Privates  unter einen Hut zu bringen“, sagt Joachim, der es einst gar mit Vorgaben versuchte: Einmal in der Woche war gemeinsames Abendessen Pflicht, nicht gerade zur Freude der immer erwachsener werdenden Töchter. Zumal das Thema schon vor der Vorspeise wieder das gleiche war wie immer: das Hotel. Das Hotel hat ihr Leben dominiert. Und dominiert es weiter. „Ist das schlimm?“, fragt Joachim offensichtlich überrascht. Und die anderen schauen ihn verständnislos an. Diese Frage haben sich die Nischlers noch nie gestellt.

JOACHIM NISCHLER, 50.

Seit 25 Jahren leitet das Hotel. Mit vier anderen Hoteliers zusammen gründete er den Dolcevita-Hotelverbund. Er sagt: „Stillstand“

 

WERNER NISCHLER, 79.

Er hat die Pension im Kirchweg in Naturns gebaut- und nebenher ein Bauunternehmen geleitet. Er sagt: „Ich lass den Joachim halt machen.“

 

DORIS NISCHLER, 60.

Sie führt den Souvenirshop im Lindenhof und hilft im Service. sie sagt: „Wenn man mich braucht, bin ich da.“

 

LORELLA LONGHITANO, 50.

Die Mailänderin ist nicht sicher, warum sie Joachim vor 30 Jahren so oft in ihrer Heimat besucht hat. „Ich glaube, es war wegen Inter“, sagt sie.

 

EMMA NISCHLER, 23.

Sie lebt ihren Traum als Künstlerin-im Moment beim Studium in Mailand. Trotzdem ist ihr Interesse am Hotel groß. Sie sagt: „Kunst und Hotel- Das wär’s.“

 

CHIARA NISCHLER, 25.

Nach der entsprechenden Ausbildung im Tourismus-und Wirtschaftssektor ist sie die rechte Hand ihres Vaters. Sie sagt:“Ich habe viel von ihm gelernt.“

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