Lifestyle
03. August 2019

Ein Schalke-Fan macht auf Kultur…

Der Kreuzwirt Hannes Christanell liebt Kunst und lädt jedes Jahr zu einem Festival an die Freilichtbühne.

DSC05253Die schlechte Nachricht: Restaurant und Hotel „Kreuzwirt“ wird es nicht mehr lange geben. Die gute Nachricht: „Naturns lacht” wird zumindest noch eine Generation überstehen. Dafür sieht Hannes Christanell, Wirt und Veranstalter, eindeutige Belege.

Beweis 1: Sohn Xaver ist vier, als er beim Spaziergang unvermittelt an einem Auto stehen bleibt und seinem Vater erklärt, dass das gar nicht geht: „Ein Audi – mit Felgen von VW. Unmöglich”, sagt er. Und Hannes Christanell erkennt: „Ich habe einen gescheiten Sohn. Und wer gescheit ist, wird nicht Wirt – und zwölf bis 14 Stunden freiwillig arbeiten.” Beweis 2: Sohn Xaver ist fünf, als er mit Kathrin Hirber in Lana bei der Probe von „Rapunzel” dabei ist – und seine Mutter, die Regie führt, belehrt: „Der Mann ist vorher rechts raus gegangen, wie kann er jetzt links wieder reinkommen?” Der Vater jedenfalls folgert: „Er erkennt bei kulturellen Aufführungen, was gut und was schlecht ist.”

Naturns lacht.

Dabei wäre dem Kreuzwirt Hannes Christanell, der seit 20 Jahren das Event „Naturns lacht” auf der Freilichtbühne hinter dem Dorfplatz veranstaltet, das Lachen einst fast vergangen. „Als ich vor 20 Jahren mal so Abende bei mir im Saal eingeführt habe, waren die Künstler unter sich. Ich hab nur Miese gemacht.“ Er hat trotzdem nicht aufgegeben, den Verein Carisma gegründet und Unterstützung bekommen. Zum Beispiel von der Gemeinde und dem Tourismusverein Naturns. „Inzwischen zahle ich nicht mehr drauf. Und muss nicht mehr alles alleine machen“, sagt er vor der diesjährigen Veranstaltungsreihe vom 3. bis 23. August.

Hannes Christanell, der als Hotelier und Gastronom den „Kreuzwirt“an der Hauptstraße in Naturns betreibt, hat Kunst und Künstler in seiner Heimatgemeinde salonfähig gemacht. KinderlachenMit viel Engagement, Zeit und Geld. Er hat oft mit den Boznern geredet, die damals gerade ihre Kabarettreihe aufgegeben haben. Er hat mit Agenten telefoniert, er hat Videos von Künstlern begutachtet, er hat Verträge ausgehandelt, Programme zusammengestellt, Sponsoren gesucht. Nicht immer lief alles perfekt. „Man hat mir mal Michael Mittermeier für 1.600 D-Mark angeboten. Ich habe mich dann für einen anderen entschieden, der nur 1.400 gekostet hat”, sagt Christanell und lacht darüber. Heute. Damals ist kurz danach aus dem kleinen Michael der große Fernsehstar geworden. In Naturns war er nie – wegen 200 D-Mark.

Der Kreuzwirt hat das alles nebenher gemacht. Neben zwölf bis 14 Stunden Arbeit im Hotel. Und noch mehr, als er sein Haus umgebaut hat. Modernere Zimmer, mehr Betten. Ein Stress und schlaflose Nächte – auch wegen des Invests. „Die Kunst ist ein Ausgleich für mich, ich brauch das, um abschalten zu können”, sagt Hannes, der sein Hotel jetzt das erste Kleinkunsthotel Südtirols nennt. Der zweifache Familienvater, der wenigstens noch auf seine dreijährige Tochter Fanny als Nachfolgerin im „Kreuzwirt“ setzen kann, ist inzwischen mit vielen Künstlern auf du und du. Es sind Freundschaften entstanden, erzählt er – und manche würden kommen und nicht die Gagen verlangen, die sie anderswo erhalten. „Sie wohnen hier, sie essen hier, sie fühlen sich hier daheim”, sagt Hannes Christanell und zählt die Namen auf: Martin Schneider, Dieter Nuhr, Rolf Miller, Alfons. „Das taugt denen” – wie es der Südtiroler sagt.

„Ich werde dann wie immer fünf Minuten vor neun das letzte Bier abkassieren und rüber hetzen zur Bühne, um die Ansage zu machen.” Die Sponsoren muss er nennen, dass man das Handy ausmachen soll, wird er sagen – und manchmal ist er noch so in der Hektik, dass er den Namen des Künstlers vergisst. Aber er hat ja Xaver in der ersten Reihe sitzen – als Souffleur. Der sechsjährige Kunstsachverständige wird ihm helfen – er hat den gleichen Humor wie sein Vater. Das merkt man schon daran, dass er auch Fan von Schalke 04 und dem FC Südtirol ist…

Programm 2019FR5C4735-1-752x440:

Samstag, 03,08 „Magische Momente“- Zum 20. Jubiläum treten auf der Freilichtbühne und dem Rathausplatz in Naturns Künstler aus verschiedenen Bereichen auf mit Magie, Varietè, Lichtshows und vieles mehr.

Dienstag, 06,08 »Flamenco Comedy Show« à la Paul Morocco & Olé, Lost Locos  – Tanz, Musik und Tempo des Flamenco

Freitag, 09.08 Nadja Maleh „Hoppala“ – über die wahren Missgeschicke der Menschheit. Hoppalas sind allzu menschlich.

Dienstag, 13,08  Josef Brustmann „Das Leben ist kurz-kauf die roten Schuhe“- mit seiner Musik retten, was zu retten ist.

Freitag, 16.08 Improtheater Carambolage und Geba und Gesch – „Schwamm drüber und Rosen runter“ Acht SchauspielerInnen und zwei Musiker des Improtheaters Carambolage mit dem Wiener Duo Georg Bauer (GeBa) und Gerit Scholz (GeSch).

Dienstag, 20.08 Veri „Univerität“ die Antwort auf Bildungslücken, Fachkräftemangel und Pisastudien

Freitag, 23.08 Monsieur Brezelberger mit seinem Soloprogramm „Wunder, Wahnsinn, Weltniveau“

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